Polens Zwischenkrieg
von Stefan Schell

Ausgabe – 1. Mai 2022
318 Seiten, Herausgeber: Pour le Merite
1.
Aus dem Buchumschlag:
Der 1919 wiedergegründete polnische Staat entsprach nicht den Erwartungen einflußreicher polnischer Politiker, Militärs und Intellektueller. Nach ihrer Vorstellung sollte Polen viel größer sein und sich auch auf Gebiete erstrecken, in denen es lediglich eine polnische Minderheit gab. Zunächst hielt man sich an den Verlierern schadlos, annektierte deutsche Provinzen im Westen und litauische im Norden. Gegen die junge Sowjetunion wurde Krieg geführt mit der Folge des Erwerbs von Galizien und Teilen von Weißrußland. Josef Pilsudski und seinem Nachfolger Josef Beck war daran gelegen, das Deutsche Reich am Boden zu halten. Immer wieder bot sich Polen deshalb in den westlichen Hauptstädten an, militärische Maßnahmen gegen Deutschland mittragen zu wollen. Erst 1939 schien dieser polnische Traum in Erfüllung zu gehen. Der renommierte Historiker Stefan Scheil arbeitet detailliert heraus, daß die polnische Großmachtpolitik mit dazu beitrug, das Kriegsszenario des Jahres 1939 überhaupt erst zu erzeugen. Im Vertrauen auf das militärische Eingreifen der Westmächte lehnte die polnische Regierung jeden deutschen Kompromißvorschlag ab und verhinderte so eine friedliche Einigung über die Danzig- und Korridorfrage.
2.
Ausschnitte über das Buch aus: stefan-scheil.de/polens-zwischenkrieg/
„Das Großmachtstreben war der Fluch unserer politischen Linie. (…) Die polnische Großmachtpolitik verzichtete nicht auf Konzepte für eine Abtrennung der Ukraine und des Kaukasus von Rußland und formulierte weiterhin das Ziel, sich Danzig, wenn nicht gar Ostpreußen einzuverleiben. Gewisse Aktivitäten in dieser Richtung, die sich am besten als Eiertanz bezeichnen lassen, wurden durchaus von staatlichen Stellen oder von staatlich finanzierten Institutionen unternommen. Die Öffentlichkeit war darauf unglaublich stolz und sehr zufrieden damit.“
Michał Łubienski, Kanzleichef des polnischen Außenministers
Aus dem Vorwort:
„Ob die Ermittlung und Feststellung historischer Tatsachen auf den Leser und die Öffentlichkeit allgemein versöhnend oder aufreizend wirken, hat der Autor Fall nur sehr begrenzt in der Hand. Immerhin möchte ich an dieser Stelle die Hoffnung ausdrücken, daß die künftige Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen von dauerhafter und gedeihlicher Zusammenarbeit geprägt sein möge. Die hier im Folgenden ausgebreiteten Erkenntnisse sollten dem nicht im Weg stehen.“
Aus dem Fazit:
„Zu den Besonderheiten des damaligen polnischen Nationalgedankens gehörte die Ansicht, durch den Lauf der Geschichte um wesentliche Entwicklungsmöglichkeiten betrogen worden zu sein, und die damit verbundene Schlußfolgerung, diese ungerechte Entwicklung sei mit den Mitteln des zwanzigsten Jahrhunderts zu korrigieren. Dieser radikale und expansive Nationalismus hatte sich seit dem neunzehnten Jahrhundert unter den Bedingungen der staatlichen Nichtexistenz Polens entwickeln können. Er prägte die inneren Verhältnisse Polens, …“
(weiter unter: stefan-scheil.de/polens-zwischenkrieg/)
3.
Einige Bewertungen aus: www.amazon.de/Polens-Zwischenkrieg-Stefan-Scheil/dp/3932381823
Polen hätte gerne Grenzen von Rostock bis Odessa und bis kurz vor Moskau gehabt (1942), interessant.
Absolut perfekter Schreibstil für ein Buch dieser Art.
Die imperialistische und antisemistische Haltung Polens auch um 1900 bis praktisch Ende WK II war mir weitestgehend unbekannt. Insbesondere die von Polen erstellten Karten mit Gebietsansprüchen von der Elbe bis Moskau, ob dann in Versailles benutzt oder noch in 1942 erstellt, sind sehr erhellend.
Ich suchte eigentlich nur ein Buch über den Krieg Polens gegen Russland nach Ende WK I, da Polen mit der in Versailles definierten Grenze nicht zufrieden war, ein Krieg über den man nichts liest oder hört. Die Informationen, die man hier bekommt beleuchten wirklich den gesamten Zeitraum zwischen den Kriegen und sind teils haarsträubend, z.B. der Madagaskar-Plan Polens, die 3 Millionen Juden in Polen auf eine Insel zu schaffen.
Daß ach so friedliche Polen
Polen war seit den Beginn seiner 2. Republik nur auf Landraub aus. Sein Ziel war das große slawische Reich und die Oder-Neiße Grenze. Von Anfang an haben sie gelogen und betrogen.
Hitler brauchte keinen Kriegsgrund erfinden.
Beim Lesen sollte man auch Beruhigungstee trinken.
Diese Infromationen findet man sonst nirgends
Zunächst die Kritik: Der Autor erschwert das Lesen, da er von der Chronologie oft abweicht und man sich erst einmal wieder in die Jahre vor dem jetzigen Zeitpunkt zurückversetzen muss.
Gerade bei diesem äußerst komplexen Verlauf ist eine klare Sicht auf die Reihenfolge und damit auch der Blick auf die Frage: Was war Ursache, was war Wirkung, wer hat an was, ggf. in welchem Maße schuld? doch äußert wichtig ist. …
Hinsichtlich der Kriegsschuld-Frage sieht es jedoch ganz anders aus, wenn man auch hier – analog zum Ersten Weltkrieg – die Einkreisung Deutschlands und dabei insbesondere die polnische Politik ins Auge fasst. Die maßgeblichen Ursachen für beide Weltkriege lagen vor allem darin, dass zuvor nicht die zuletzt von amerikanischer Seite eingebrachten völkerrechtlichen Aspekte gröblich missachtet hatte. Polen wurden nach dem Ersten Weltkrieg rein deutsche Gebiete mit rein deutscher Bevölkerung zugesprochen, was eklatant gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker verstieß. Für Polen wäre es ein leichtes gewesen, durch Vereinbarungen zu „Danzig“ den strittigen Punkt zwischen Deutschland und Polen zu entschärfen. Aber man wollte es nicht, da man aufgrund der inzwischen geschlossenen Bündnisse mit Frankreich und England davon ausging, Deutschland im Kriegsfall besiegen zu können.
Wie komplex und doch wie zielstrebig auf einen Krieg von allen Seiten (!) hingearbeitet wurde, liefert dieses Buch ein ganz neues differenzierteres Geschichtsbild, als dies durch Schule oder durch Medien verbreitet und aufrecht erhalten wird.
Wer sich um ein präziseres und wahrheitsorientiertes Geschichtsbild und über das historisch gewachsene Verhältnis der großen Staaten (USA, England, Frankreich, Polen, Deutschland) informieren möchte, findet hier gewiss viel Unbekanntes, aber Wichtiges.